Missionierung

Den ersten Kontakt mit dem Katholizismus hatten die Canela bereits um das Jahr 1900. 1898 bis 1901 waren mehrere junge Canela-Männer zu Gast in einem katholischen Kloster, um von den Mönchen landwirtschaftliche Techniken und Wissen um medizinische Versorgung zu erhalten. Der Kontakt zum katholischen Kapuzinerorden hielt bis in das Jahr 1962. Erst als im Jahr 1968 die SIL Interesse an den Canela zeigte, kamen sie zum ersten Mal in Berührung mit dem Protestantismus.
Im Jahr 1968 kam Jack Popjes mit seiner Frau Josephine und ihren drei Töchtern in das Dorf Ponto. Ziel des Besuches war es, die Canela zum christlichen Glauben zu bekehren 1 2.
Popjes hoffte dies zu erreichen, indem er die Sprache der Canela verschriftlichte und Bibelübersetzungen anfertigte. Neben dem Missionierungsanliegen verfolgte das Ehepaar Popjes bis 1991 die Absicht , die Canela mit der christlichen Nachbarbevölkerung enger zu verbinden und sie an diese anzupassen. Zu Beginn des Aufenthaltes bot Popjes den Canela eine langfristige Entwicklungszusammenarbeit an, welche ihre Lebensbedingungen dauerhaft verbessern sollte. Im Gegenzug verlangte das kanadische Ehepaar die Durchführung ihrer missionarischen und linguistischen Tätigkeiten. Für die Popjes wurde ein Haus sowie eine kleine Kapelle im Dorf errichtet 3.
Popjes arbeitete mit 60 bis 100 Canela zusammen an der Entwicklung der Schriftsprache Canela-Krahô. Er übersetzte das Neue Testament und Anfänge des Alten Testaments und verteilte diese im Jahr 1990 an die Canela 4.
40 Bibeln und jeweils ein dazugehöriges Begleitheft mit christlichen Liedern wurden in Auftrag gegeben und an die Dorfgemeinschaft verteilt. Der Großteil der Bücher wurde von den Canela als Verpackungsmaterial oder zur Zigarettenherstellung zweckentfremdet. Heute existieren nur noch drei Exemplare, von der sich eine in der Völkerkundlichen Sammlung der Philipps-Universität Marburg befindet 5.
Mit dem langjährigen Besuch der Popjes wurden den Canela ein möglicher Weg der kulturellen Entwicklung aufgezeigt, den sie bisher nicht kannten. Trotzdem blieben die Missionierungsversuche ohne Erfolg. Kein Canela hat sich ernsthaft für den christlichen Glauben entschieden. Die Aussage Christ zu sein, beinhaltet lediglich das in Betracht ziehen der Existenz des Teufels und eines Gottes. Außerdem sehen sich viele Canela bereits als Christ, wenn sie als Mann nicht Rauchen sowie Alkohol trinken und als Frau Unterwäsche in Form eines Büstenhalters tragen 6 7.
Denn dies wurde von Popjes immer gerne gesehen. Grund für das Nicht-gelingen der Missionierungsversuche war höchst wahrscheinlich das rein auf den ökonomischen Vorteil bezogene Interesse der Canela an den Missionaren. 8
Auch die Schriftsprache Canela-Krahô wurde bis heute nicht in die Kultur der Canela übernommen 9.

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