Körperbemalung

Zu zeremoniellen Anlässen, aber auch zur Abwehr von Krankheiten, bemalen die Canela ihre Körper.
Die Canela bemalen hauptsächlich Brust, Rücken, Arme, Beine und Gesicht. Bemalungen führen meist die Frauen durch.
Als Materialien dienen Stoffe aus der Natur wie die rote Farbe aus den Früchten des Urucum, Holzkohle, Latex des Milchbaumes, die dunkelblaue Farbe der Genipapo-Frucht und Kalk.
Bei familiären Anlässen verwenden sie meist Urucum. Urucum steht für Fürsorge der Familie und Gesundheit.
Bemalungen mit Holzkohle zeigen, dass der Träger eine rituelle Fastenzeit durchläuft. In dieser Zeit verzichtet er auf bestimmte Nahrungsmittel sowie sexuelle Handlungen. In der Regel fasten die Canela während Initiationsprozessen und zu bestimmten Lebensereignissen. Bei Mädchen die erste Menstruation, Geburt eines Kindes und bei Jungen die Initiation.
Die Beziehung von Nichten/Neffen zu Onkel/Tanten ist eine sehr lockere. Trifft ein Teil den Anderen albern sie herum und scherzen. Onkel und Tanten unterstützen Ihre Nichten und Neffen bei sozialen Problemen, Fragen und geben ihnen eine Leitende Hand. Auch sind sie für die zeremonielle Reifung
ihrer Nichten und Neffen zuständig. Sie fertigen ihren Schützlingen Schmuckstücke zu einzelnen Anlässen an oder geben diese in Auftrag. Die Eltern-Kind-Beziehung ist neben der Onkel-Neffen- Beziehung eine eher formelle.
Bemalungen mit Kohle und Latex verweisen auf eher lockere oder sexuelle Beziehungen. Dabei bemalen Frauen und Männer entweder Ehegatten, Liebhaber oder Onkel/Tanten und Neffen/Nichten. Eine Person bemalt damit niemals ihre Eltern, Geschwister oder Kinder, aufgrund des evtl. Verweises auf sexuelle Beziehungen.
Federn, Kalk und die blaue Farbe der Genipapo-Frucht verwendet man ausschließlich zu bestimmten Zeremonien. Nie aber im alltäglichen Leben. Da Kalk sehr schwer zu bekommen ist, ersetzen die Canela ihn durch Latex. Heutzutage bemalen sich die Canela immer seltener. Die traditionelle Körperbemalung weicht immer mehr der westlichen Kleidung.

Der Kopfschmuck beim Klotzlauf

Mit der Schnelligkeit und Kraft der Tiere: Der Kopfschmuck der Canela beim traditionellen Klotzlauf.

Festliche Rituale, Körperbemalungen und Gesänge. Dies ist nur ein Ausschnitt aus der Welt der Canela. So ungewohnt diese für uns erscheint, so taucht uns der Fund kurzzeitig in diese spannende Welt ein. Einfarbige Federn und Randbemalungen zieren den verschiedenartigen Kopfschmuck. Dazu strecken sich dem Betrachter, wie Hörner, die verlängerten Enden des Kopfringes entgegen. Die Federn stammen vermutlich von einem Rotfuss-Seriema- einem südamerikanischen Laufvogel. Den Kopfschmuck flechten die Canela aus Palmenfasern. Doch was bedeuten Palme und Tier für den Klotzlauf ?
Eine Antwort darauf geben uns Geschichten der Canela. In insgesamt sechs Tiergeschichten, messen sich gegensätzliche Tiere miteinander: In einem Klotzlauf wird entschieden wer schneller ist. Hierbei wird auch der Seriema-Vogel als Wettteilnehmer erwähnt. Ein Tier mit der Schnelligkeit eines Olympiasiegers. Der Kopfschmuck greift die Eigenschaften der Tiere auf und verleiht dem Klotzläufer ihre Kraft und Schnelligkeit. Die zwei hervorstehenden „Hörner“ des ausgestellten Kopfschmuckes
symbolisieren hier: Mit der Kraft des Rindes. Die Palme, aus der der Kopfschmuck besteht, stellt das Grundmaterial für die Klötze dar. In weiteren Geschichten rund um den Klotzlauf, ist vor allem von ihr die Rede. Eine Geschichte erzählt von der Verwandlung eines Palmenklotzes, in ein wunderschönes Mädchen. Es bittet darum, in Zukunft nur noch aus ihr, der Palme, die Laufklötze zu schlagen. In einer anderen Geschichte stellt die Palme das erste Grundnahrungsmittel dar, welches dem Menschen gezeigt wird. Immer wieder nimmt die Palme eine herausragende Stellung ein. Der Kopfschmuck vereint diese bedeutenden Symbole und erzählt die Geschichten der Canela.

Schmuck

Schmuck repräsentiert bei den Canela vielfältige Faktoren. Gürtel, Schärpen und Kopfschmuck zeigen an ob man bereits Riten des erwachsenwerdens durchlaufen hat.  Durch einige Schmuckstücke drücken sie ebenfalls die Teilnahme an Zeremonien aus. Der ökonomische Wert des Gegenstandes unerheblich. Status und Teilnahme an Festen demonstrieren sie allein durch den Besitz der Schmuckstücke.
Die Canela fertigen den Schmuck aus Naturmaterialien wie getrockneten Palmblätter der Buriti-Palme, Tapirhufen, Samen und Kürbis-Früchten.
Jungen und Mädchen müssen in bestimmten Bereichen ihr Können unter Beweis stellen, und erhalten dafür als Belohnung verschiedene Schmuckstücke. Eine Verschönerung und Aufwertung seiner Selbst geschieht somit nur durch wichtige Übergangsriten und Prüfungen.
Sobald die Jungen und Mädchen diese Prüfungen durchlaufen und ihre Schmuckstücke erhalten haben, können diese im täglichen Leben oder zu den einzelnen Festen getragen werden.

Ehrenobjekte

Jungen und Mädchen können durch besondere Leistungen sogenannte ‘Ehrenobjekte‘ erhalten, indem sie bei Festen oder Ritualen durch ihre Teilnahme besonders positiv auffallen.
Ein Mädchen kann bis zu drei besondere Auszeichnungen erhalten. Diese drei Ehrenobjekte sind eine Kette mit einem kleinen Flaschenkürbis, ein kleiner Holzkamm (meist ebenfalls an einer Kette befestigt) und eine Sängerinnenschärpe, die hahí genannt wird. Diese Objekte können vor oder nach dem Erhalt ihres Reifegürtels verliehen werden, in der Regel aber vor der Geburt ihres ersten Kindes. Um die Sängerinnenschärpe zu erhalten, muss das Mädchen besonders häufig bei den täglichen Gesang-Tanz-Ritualen erscheinen, besonders bei denen am frühen Morgen. Die Sängerin mit der besten Stimme und dem ungewöhnlichsten Singtalent wird mit der hahí ausgezeichnet. Die Familie des Mädchens entscheidet, ob sie Trägerin der Schärpe wird. Entscheidet sich diese dafür, webt ihre namensgebende Tante die hahí aus Baumwolle. Sobald ein Mädchen diese besondere Auszeichnung erhält, muss sie fortan als Erste bei dem täglichen Singen erscheinen. Ab diesem Zeitpunkt gilt sie als Vorbild für die anderen Sängerinnen 1.
Junge Männer können ihre Ehrenobjekte in den Initiationsfesten Khêêtúwayê, Pepyê und Pepkahàk gewinnen. Dadurch sollen sie motiviert werden, sich bei den Tänzen und Gesängen während der Feste besonders anzustrengen. Derjenige, der während der Festzeit am besten gesungen hat, wird mit einem Zeremonialstab ausgezeichnet. Dieser Zeremonialstab wird vom namensgebenden Onkel des Jugendlichen mit Ara-Federn geschmückt. Die Federn stammen von dem Kopfschmuck, den die Initianten während des Khêêtúwayê-Festes tragen. Zudem erhält der Jugendliche einen Federkopfschmuck, den sein namensgebender Onkel ebenso aus Ara-federn herstellt. Ein junger Mann der diese Objekte erhält, darf von nun an am häufigsten singen.
Eine weitere Auszeichnung sind spezielle Armbänder aus Baumwolle. Diese ‘SängerInnen-Armbänder‘ werden von den jungen Männern und Ehrenmädchen getragen, die bei der Waytikpo-Zeremonie, während der Pepyê und Pepkahàk – Feste vortanzen. Am Ende der Wè tè-Festzeit werden die besten Tänzer und Sänger mit diesen Armbändern ausgezeichnet 2.