c-a-13-16

Einführung

Im Nordosten Brasiliens, im Bundesstaat Maranhão, leben die Canela. Der portugiesische Begriff Canela wird auf drei kulturell verwandte Timbira-Gruppen angewandt. Es handelt sich hierbei um die Ramkokramekrá, die Apanyekrá und die Kenkateye, wobei einzig die Gruppen der Ramkokramekrá und Apanyekrá heute noch existieren.
Während die Ramkokramekrá den Terminus Canela als Selbstbezeichnung übernahmen, behielten die Apanyekrá ihre traditionelle Bezeichnung 1
Darum beziehen sich die folgenden Informationen ausschließlich auf die Ramokamekrá-Canela, sodass im weiteren Verlauf nur der Begriff Canela verwendet wird.
Heute leben circa 2.100 Canela, deren Sprache zur Familie der Gê-Sprachen gehört, in Maranhão. Die Bezeichnung Canela kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet so viel wie ‘Zimt’ oder ‘Schienbein’, jedoch bleibt der genaue Grund für diese Bezeichnung ungeklärt. Ein Erklärungsversuch könnte sein, dass die Neobrasilianer zu Beginn des 19. Jahrhunderts diese Bezeichnung einführten, weil die Canela das Harz des Zimtbaumes als Klebematerial für Federn nutzen. Ein weiterer Erklärungsansatz bezieht sich auf die Körpergröße der Canela, die im Verhältnis zu anderen Indigenen über dem Durchschnitt liegt (Größe des Schienbeines).

Siedlungsgeschichte

Die ersten Aufzeichnungen der Canela datieren aus dem 17. Jahrhundert, der Zeit der Kolonialisierung des nordbrasilianischen Hinterlandes durch die Portugiesen. Diese errichteten gegenüber der Insel São Luís einen Militärstützpunkt, der es ihnen ermöglichte, Soldaten, Missionare und Siedler in das Ursprungsgebiet der Canela ziehen zu lassen um es agrarisch und militärisch zu erschließen.

Verschiedene Ethnien, darunter auch die Canela, die zu dieser Zeit im Bundesstaat Maranhão lebten, schlossen sich zum eigenen Schutz zusammen und gingen gegen die Kolonialisten vor. Sie wehrten deren Angriffe ab, waren jedoch gezwungen ihre Siedlungen auf immer neue Standorte zu verlegen um den Angreifern dauerhaft zu entkommen.
Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten die Canela im Dorf Escalvado, am Fluss Santo Estévão. Eine messianische Bewegung unter den Canela führte 1963 zu verstärkten Spannungen mit benachbarten Großgrundbesitzern, sodass sie gezwungen waren ihr Dorf zu verlassen und nach Sardinha in das Gebiet der Guajajara, 50 km nordwestlich ihres Dorfes Ponto, umzusiedeln. In dieser Zeit hatten sie mit massiven Problemen zu kämpfen, denn das neue Gebiet, hauptsächlich aus Trockenwald bestehend, stellte neue agrarische Anforderungen an die Canela.
Einige passten sich der neuen Umgebung schnell an und erlernten neue Jagd- und Ackerbautechniken. Im neuen Gebiet erforderte die Landwirtschaft zwar mehr Zeit und Arbeit, erbrachte aber bessere Ergebnisse und reichere Erträge. Der Großteil der Canela wollte jedoch wieder in ihr Heimatgebiet zurück, denn sie hatten zu den Guajajaras, einer Tupi-Gruppe, nie besonders gute Beziehungen. Infolge der Kontakte mit ihnen übernahmen die Canela ihre Bekleidung, da die Guajajaras die Nacktheit der Canela inakzeptabel fanden. Ein weiterer Grund sich zu bekleiden, war der vermehrte Kontakt zu TouristInnen und NeobrasilianerInnen, der aufgrund der in der Nähe verlaufenden Straße zwischen Barra do Corda und Sardinha, aufkam.
Die Frauen ließen aber weiterhin ihren Oberkörper unbedeckt, da dies in den Augen der TouristInnen als charakteristisch für Indigene wahrgenommen wurde. Auch konnten die Canela ihre Artefakte gewinnbringend an TouristInnen und NeobrasilianerInnen verkaufen, was später zu einer veränderten Herstellung von Schmuck und von Kunsthandwerk für den externen Markt führte.
Auf eigenen Wunsch kehrten die Canela 1968 unter der Mithilfe der neugegründeten Indianerschutzbehörde FUNAI (Fundação Nacional do Índio) in ihr Heimatdorf Ponto zurück.