Geburt

Bei der Geburt eines Kindes sind ausschließlich Frauen anwesend, der Vater ist nicht dabei, dafür seine weiblichen Verwandten. Die Mutter des Vaters ‘fängt‘ das Kind bei der Geburt auf 1. Danach wird es gewaschen, mit roter Urucu-Farbe bemalt und seine Haare geschnitten 2.
Den Namen erhält das Kind von einem Onkel oder einer Tante. Ist es ein Mädchen, so ist die Namensgeberin eine Frau der väterlichen Verwandtschaftsseite, ist es ein Junge, wird er nach einem Mann der mütterlichen Verwandtschaft benannt. Der namensgebende Onkel oder die namensgebende Tante haben eine besondere Beziehung zu den Kindern und spielen auch bei Ritualen und der Erziehung eine besonders wichtige Rolle. Sie unterweisen sie in ihre zeremonielle Rolle und erzählen ihnen traditionelle Geschichten 3

Initiation der Mädchen

Die Mädchen erhalten ihren Reifegürtel, nachdem sie ihre Pflichten als Ehrenmädchen erfüllt haben. Dazu gehört, dass sie die Moiety immer begleiten, für sie kochen, Wasser holen und sie für Rituale bemalen 1.
Eines der Ehrenmädchen gehört zu den Moieties, deren Platz sich auf der westlichen Seite des Dorfplatzes befindet und das andere zu denjenigen auf der östlichen Seite. Wenn in der Wè tè-Zeit Klotzrennen stattfinden, treffen sich die verschiedenen Altersgruppen zur Vorbereitung im Haus ‘ihrer‘ Ehrenmädchen 2.

Die Mädchen erhalten ihren Reifegürtel, nachdem sie ihre Pflichten als Ehrenmädchen erfüllt haben. Dazu gehört, dass sie die Moiety immer begleiten, für sie kochen, Wasser holen und sie für Rituale bemalen 3. Eines der Ehrenmädchen gehört zu den Moieties, deren Platz sich auf der westlichen Seite des Dorfplatztes befindet und das andere zu denjenigen auf der östlichen Seite. Wenn in der Wè tè-Zeit Klotzrennen stattfinden, treffen sich die verschiedenen Altersgruppen zur Vorbereitung im Haus ‘ihrer‘ Ehrenmädchen 4. Das Ansehen dieser Mädchen hängt von der Gruppe ab, von der sie auswählt wurden. Noch Jahre später wird man sich im Dorf daran erinnern, welches Mädchen von welcher Gruppe zum Ehrenmädchen ernannt wurde. Nach dem Erhalt ihres Gürtels wird das Mädchen als junge Frau bezeichnet. Eine erwachsene Frau wird sie jedoch erst mit der Geburt ihres ersten Kindes 5.

Initiation der Jungen

Während eines Zeitraums von 10 Jahren durchlaufen die Jungen 4 bis 5 Initiationsfeste. Diejenigen, die gemeinsam initiiert werden, bilden eine Altersgruppe, welche ein Leben lang hält. Die vier jüngsten Altersgruppen haben ihre eigene Stelle auf dem Dorfplatz, zwei von ihnen auf der östlichen und zwei auf der westlichen Seite. Beim Eintreten einer neuen Altersgruppe rotiert diese Zuordnung 1.
Wenn die Jungen in ihre Altersgruppe eingeführt werden, sind sie in einem Alter von 1 bis 10 Jahren. Die Ratsversammlung bestimmt, wann die Jungen ihr erstes Initiationsfest feiern. Der Initiationszyklus beginnt mit dem ersten Khêêtúwayê-Fest und endet mit dem zweiten Pepyê-Fest. Während beider Feste müssen die Jungen drei Monate in Abgeschiedenheit leben, danach gibt es eine mehrtägige Zeremonie 2.
Diese Isolation soll den Jungen Stärke verleihen, sie sollen über ihre zukünftige Entwicklung nachdenken und hören in dieser Zeit einige traditionelle Geschichten von ihren Onkeln. In ihren Altersgruppen lernen die Jungen sich in die Gemeinschaft einzugliedern und entwickeln ein hohes Maß an Solidarität und Respekt gegenüber der Gruppe 3.
Neben den großen Initiationsfesten gibt es noch ein weiteres Ritual bei dem der Einzelne im Mittelpunkt steht. In einem Alter von 9 bis 11 Jahren werden den Jungen die Ohren durchstochen und sie bekommen eine Holzspule eingesetzt. Auch danach wird der Junge von der Gruppe isoliert und muss Essenseinschränkungen sowie sexuelle Enthaltsamkeit einhalten. Das Ohr symbolisiert Zuhören, Verstehen und Folgsamkeit. Heute wird dieses Ritual jedoch mehr und mehr vernachlässigt, da viele Canela außerhalb ihres Dorfes nicht sofort als Indios erkannt werden wollen 4.

„Initianten mit Kopfschmuck“ C-G, 77.4 [Sep 1990]

C-G, 77.4

C-C, 108.21

Mann mit Ohrpflöcken C-C, 108.21

Erstes Kind und Erwachsensein

Erwartet eine Frau ihr erstes Kind, verzichtet sie auf bestimmte Lebensmittel, da diese die Geburt erschweren und die Gesundheit des Kindes negativ beeinflussen könnten. Der Mann, mit dem die Frau zusammenlebt, gilt als ‘sozialer Vater‘ der von nun an bei ihr bleiben muss. Oft kommt es vor dass eine Frau mit weiteren Männern schläft die besonders gute Läufer oder Jäger sind, damit deren Eigenschaften auf das ungeborene Kind übertragen werden. Das macht diese dann automatisch zu ‘biologischen Vätern‘ die das Kind später mitversorgen. Mit der Geburt des Kindes ändert sich auch das Leben der jungen Mutter. Zwischen der Zeit als Ehrenmädchen und ihrem ersten Kind genießt sie viele Freiheiten und ist von einigen Haushaltsaufgaben befreit. Mit der Geburt des ersten Kindes übernimmt sie nun alle wichtigen Aufgaben im Haus und bei der Feldarbeit. Frauen ab 30 Jahren nehmen bei Festen und Zeremonien keine aktive Rolle mehr ein, jedoch treffen sie die hauptsächlichen Entscheidungen, wenn es um die Teilnahme und die Rolle ihrer Kinder bei Festen und Ritualen geht 1.
Auch der Mann muss eine strenge Diät einhalten, wenn seine Frau ein Kind erwartet. Er lebt zum Zeitpunkt der Geburt seines ersten Kindes meist schon einige Zeit im Haus der Familie seiner Frau. Nach der Geburt muss er eine Zeit lang, getrennt durch eine Art Trennwand, abgeschieden von seiner Frau leben. Diese Periode wird Couvade genannt. Während der Couvade liegt er eine lange Zeit des Tages auf Matten auf dem Boden, muss sich sehr ruhig verhalten und auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Die Couvade dauert so lange, bis die Nabelschnur des Kindes abgefallen ist.
Die Männer bleiben ihr Leben lang in ihren Altersgruppen und nehmen weiterhin eine entscheidende Rolle bei Festen und Ritualen ein. Während der Festzeiten bilden sie, unabhängig von den schon bestehenden Moieties, neue Moieties, die wesentlich zum Festgeschehen beitragen. Die älteren Altersgruppen unterrichten die jüngeren während der Initiationsfeste. Die täglichen Gesang-Tanz-Rituale werden ebenfalls von Männern geleitet und organisiert 2.