Feste, Rituale und Zeremonien sind in einen jährlichen Festzyklus eingebettet. Die Wè tè-Festzeit deckt sich mit der Trockenzeit, während die Me-ipimràk-Festzeit in der Regenzeit stattfindet 1.
Die jeweiligen Festzeiten bestehen aus mehreren aufeinanderfolgenden Teilen. Einige Feste dauern nur einen Abend und andere werden über mehrere Monate gefeiert. Während dieser Feste werden traditionelle Grundsätze oder das richtige Verhalten innerhalb der Gruppe in Erinnerung gerufen, dabei werden fast alle Mitglieder der Gruppe aktiv miteinbezogen 2.
Festzyklus
Me-ipimràk – Die Festzeit der Neubildung und Regeneration
Zeitlich beginnt die Me-ipimràk-Festzeit mit dem Anfang der Regenzeit im September oder Oktober, also mit dem Beginn des Pflanzenwachstums. Während dieser Zeit werden die Dorfbewohner in konkurrierende Gruppen eingeteilt, in ‘rote‘ und ‘schwarze‘ Gruppen. Die Festzeit beginnt mit der Ayren-Zeremonie, bei der die Frauen der roten Gruppe die Männer der schwarzen Gruppe auswählen. Die Männer haben dann die Aufgabe die Frauen zu ‘jagen‘. Andersherum wählen die Frauen der schwarzen Gruppe, Männer aus der roten. Oftmals gehen diese Männer und Frauen anschließend eine sexuelle Beziehung ein. Dieses Ritual symbolisiert Fruchtbarkeit und Regeneration, was die Natur dieser Jahreszeit verkörpert. Ein weiteres Fest ist die ‘Mais-Pflanzungs-Zeremonie‘, bei der Maissamen, die am nächsten Tag ausgesät werden, besungen werden 1. Auch Klotzläufe sind Bestandteil der Festzeit, die meistens von den verschiedenen Altersgruppen ausgetragen werden. Die vielen Feste die in dieser Zeit stattfinden, sollen das Wachstum der Pflanzen und die Ernte verbessern 2.
Wè tè – Die ausgelassene Festzeit
Die Wè tè-Festzeit beginnt mit der Mais Ernte im April oder Mai 1
Diese Festzeit fällt zeitlich auf die trockene Jahreszeit und ist daher die ausgelassene Zeit bei den Canela. Viele Dorfbewohner gehen außereheliche Beziehungen ein, was ein akzeptierter Bestandteil ihrer Gesellschaft ist. Es gibt fünf große Feste, von denen jedes Jahr eines stattfindet. Diese sind die zwei Initiationsfeste Khêêtúwayê und Pepyê, das Pepkahàk, bei dem gesellschaftliche Rollen und Werte gefestigt werden, das Fischfest mit komödiantischen Elementen, sowie das Maskenfest, bei dem es vor allem darum geht, sich großzügig und gerecht gegenüber der Gruppe zu verhalten.
Der Ursprung des Festes Khêêtúwayê bspw., wird einem Jugendlichen zugeschrieben, der das Fest von Geistern erlernte, während er alleine in der Savanne umher lief. Er beobachtete die Feierlichkeiten und erhielt deren Erlaubnis, die Zeremonie als ´Präsentation der Geister` zu den Canela zu tragen 2.
Neben den Festen finden Klotzläufe, vor allem zwischen älteren und jüngeren Altersgruppen statt. Gegen Ende der Wè tè-Zeit müssen sich die Familien wieder vermehrt um die Landwirtschaft kümmern ehe der Regen einsetzt. Die Dorfmitglieder wenden sich nun wieder ihrem Familienleben zu. Die Festzeiten sind immer nach den Jahreszeiten und den natürlichen Bedingungen gerichtet 3