Umwelt

Aufgrund der geografischen Lage und der klimatischen Begebenheiten ist der abwechslungsreiche Zyklus der Umwelt von großer Bedeutung für die Canela. Nach ihrer Auffassung beginnt das Jahr mit dem ersten Tau Anfang September. Durch die aufkommende Feuchtigkeit wachsen die ersten Pflanzen, was den Beginn der Regenerationszeit ausmacht. Ab diesem Zeitpunkt beginnt man mit der Verteilung des Saatguts, um für das kommende Jahr vorzusorgen. Für die Canela ist es die Phase zwischen September bis Januar, die Zeit, in der die wilden Früchte reif werden.
In der darauffolgenden fünfmonatigen Phase kümmern sich die Canela hauptsächlich um das Einholen der Ernteerträge.
Mit den ersten stärkeren Winden im Juni beginnt die Trockenzeit, was das Ende der Erntezeit bedeutet. Ab hier werden die Felder für das kommende Jahr vorbereitet. Die anschließenden Monate sind von extremen Temperaturen der Trockenheit gekennzeichnet, bis Ende August die ersten Cumuluswolken zurückkehren 1.

Jagdmethoden

Fallen werden zur Jagd nur selten und ausschließlich für bestimmtes Wild eingesetzt (Hirsche, Pakas und Agutis). Gejagt wird meist alleine oder zu zweit. Große Tiere wie Hirsche werden auch von in Bäumen eingerichteten Sitzen gejagt. Ameisenbären werden im Laufen leicht eingeholt und erschlagen. Gürteltiere werden durch Hiebe auf den Schädel getötet, dazu benutzen die Jäger Stöcke und andere harte Gegenstände.
Nandus (port. emas) werden mit Hilfe einer Tarnung gejagt. Die Canela lassen dazu Palmgrasblätter von ihrer Stirn und ihrem Nacken herunterhängen und bemalen sich ihr Gesicht mit Holzkohle. In der Trockenzeit lauern sie den Sträußen nahe der Wasserstelle auf. Seriemas, eine Vogelart, sind leicht zu erlegen, werden aber nur gejagt, wenn ein Mangel an anderem Wild herrscht.
Falken sind während Waldbränden leicht zu fangen, wenn sie durch das Feuer von aufgescheuchten Insekten angelockt werden. Die Federn der Falken wurden früher außerdem für zeremonielle Zwecke verwendet 1. Aufgrund der Beschaffungsschwierigkeit ist man heute zum Gebrauch von Entendaunen übergegangen.

Jagdwaffen

Der Bogen gilt ursprünglich als die wichtigste Waffe der Canela, wird jedoch gegenwärtig immer mehr von Gewehren abgelöst. Die Canela besitzen heute wohl mehr Feuerwaffen als jede andere indigene Timbira-Gruppe 1. Bögen werden aus Pau d’arco-, Piquita- oder Pau roxo-Holz hergestellt. Die Größe des Bogens hängt von dem Stellenwert des Besitzers in der Gruppe ab.

Bogen M 1326, Bogen M1163, Pfeil M 1334

Bogen dunkel M1326, Bogen hell M1163, Pfeil M 1334

Werkzeuge

Nordamerikanische Metalläxte benutzen die Canelas seit rund 100 Jahren. Sie unterschieden verschiedene Marken und bevorzugten die Marke Collins. Vereinzelt benutzen sie auch Steinäxten 1. Die Canela benutzen zwei traditionelle Werkzeuge im Feldbau. Das eine Werkzeug ist ein runder Stab aus Hartholz mit abgeflachtem Spaten der ca. 75 bis 100 cm lang ist und der der aus pau roxo oder pau candeia hergestellt. Er wird picwapo genannt, welches man mit ‘spitzes, flaches Holz’ übersetzen könnte. Ein weiteres Werkzeug, ist ein zugespitzter Stab zum Suchen und Überprüfen von Knollengewächsen, insbesondere Süßkartoffeln. Dieser meist 40 cm lange Stab wird oft aus alten Bögen hergestellt 2.

Fischfang

Die Fischerei ist, aufgrund von zu geringen Fischbeständen in den Flüssen nur wenig ausgeprägt. Selbst für Timbira-Gruppen, die direkt an größeren Flüssen leben, spielt das Fischen eine untergeordnete Rolle. Die Canela fangen Fische, indem sie sie mit tinguy betäuben, einem Gift, welches sie von den NeobrasilianerInnen kennen. Als traditionelles Fischgift wird auch timbo verwendet, welches sie aus einem Rankengewächs gewinnen 1.

Jagd

Die Jagd war immer Hauptbestandteil der Subsistenz der Canela. Durch Einschränkungen ihres Territoriums, die Ausbreitung der Viehwirtschaft durch die NeobrasilianerInnen und die Nutzung von Feuerwaffen – was den Wildbestand in ihrem Gebiet in kurzer Zeit massiv verringerte – verlor die Jagt an ökonomischer Bedeutung.
Früher war Fleisch Hauptbestandteil ihrer Nahrung, vegetarische Produkte wurden nur ergänzend verzehrt. In der Regel wurden alle Säugetiere als essbar eingestuft. Dazu gehören z.B.: Hirsche, Füchse, Agouti, Paka (Nagetiere), Meerschweinchen, Wildschweine, Ameisenbären, Gürteltiere, Oppossums, Stachelschweine, Stinktiere, Steppenratten, Fledermäuse, Nasenbären (jedoch eher selten), Affen, kleine Hasen, Wildkatzen, Pumas sowie alle vorhandenen Vogelarten außer Aasgeiern, Königsgeiern und bestimmte Kuckucksarten. Auch Reptilien wie große Eidechsen, Krokodile und ungiftige Schlangen, z.B. die große Anaconda, die Abgottschlange und der Hühnerfresser wurden ebenso gegessen wie Landschildkröten und kleine Wasserschildkröten.
Obwohl heute noch eine große Artenvielfalt herrscht, ist der Bestand der einzelnen Tierarten zu gering um eine verlässliche Quelle zur Deckung des Bedarfs darzustellen 1.

C-C. 113.4

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Sammeln

Sammeln hat durch die Fortschritte im Ackerbau immer mehr an Bedeutung verloren und wird meist von jungen Frauen durchgeführt, die sich in Gruppen zusammenfinden, tagelang durch die Steppe ziehen und verwendbare Früchte, Pflanzen und Wurzeln in Kürbisgefäßen zurück in das Dorf tragen 1. Zu dem Sammelbestand zählen unter anderem Bacaba, Burity, Babassu, Palmitos (Palmherzen), Jucara und Anaja. Sie verarbeiten zum Beispiel das Fruchtfleisch der Palmen zu einem fettigen, nahrhaften Saft.

Feldbau

Schon vor dem ersten Kontakt zu den NeobrasilianerInnen, hatten die Canela ein gut ausgebautes Feldbausystem. Traditionelle Anbaupflanzen sind Mais 1, Süßkartoffeln, Yams, Maniok, Pferdebohnen, Pfeilwurz, Kürbisse, die Erdnuss, Kupa 2, Baumwolle, Flaschenkürbisse, Cuyete, Cuya de rama und Urucu. Eingeführte Anbaupflanzen sind Reis, Wassermelonen, Bananen, Zuckerrohr, Cayennepfeffer, Bohnen, Orangen, Zitronen, Mangos, Papaya, Ananas und Tabak.
Yams und Süßkartoffeln werden täglich verzehrt. Die Sträucher von Urucu und Cayennepfeffer wachsen in der Nähe ihrer Unterkünfte und werden als Jungpflanzen zum Schutz vor domestizierten Schweinen eingezäunt. Auch die anderen Felder werden eingezäunt, besonders an Stellen, an denen sich keine natürliche Grenze (Fluss) befindet. Dies dient dem Schutz vor den Viehherden der NeobrasilianerInnen. Die meisten Äcker befinden sich in den Galeriewäldern, die durch Brandrodung an den Flussufern angelegt werden. Durch die notwendige jährliche Abholzung nimmt die Entfernung der Felder zum Dorf stetig zu, so dass die Dörfer ca. alle 10 – 20 Jahre in die Nähe ihrer Felder ziehen 3. Die Grenzen der Felder werden durch Maisfelder gekennzeichnet. Die minimale Größe einer Pflanzung ist 1 Hektar, in der Regel ist sie doppelt so groß.
Der Ertrag hängt vom Ausmaß der Rodung, sowie von der Anzahl der Pflanzen ab aber auch der spezielle Umgang mit den Pflanzungen beeinflussen den Ertragsfaktor. Da der Feldbau ursprünglich nicht die Hauptbeschaffungsmaßnahme zur Nahrungsversorgung darstellte, vernachlässigen die Canela häufig ihre Felder, statt sie zu pflegen.

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