Das Dorf der Canela ist kreisförmig um einen zentralen Dorfplatz ausgerichtet. Wie Sonnenstrahlen führen von dort aus Wege hin zu den Wohnhäusern der Gemeinschaft, den so genannten Langhäusern. Diese werden normalerweise aus Lehm gefertigt und mit geflochtenen Palmstrohdächern überdeckt. Ursprünglich gab es im Dorf nur eine Häuserreihe um den Dorfplatz herum, aber aufgrund wachsender Bevölkerungszahlen wurden weitere Häuserreihen errichtet. Ein „Langhaus“ (ikhre-rùù, Haus-lang) stellt eine physische Sequenz von nebeneinander positionierten Herdgruppen einer Verwandtschaftsgruppe dar, und besteht aus mehreren Kernfamilien, deren weibliche Mitglieder sich der selben Verwandtschaftsgruppe zuordnen lassen. Eine Kernfamilie besteht meist aus 2 bis 7 Mitgliedern, der Mutter, ihren Töchter, deren Ehemännern und Kindern sowie unverheirateten Brüdern 1. Zwei bis sieben solcher verwandter Familien bilden eine Herdgruppe (hàwmrõ), welche einen Herd und die meiste Nahrung teilt.
C-A, 13.16
C-B, 9.21
Die Gesellschaft der Canela organisiert sich bilinear. Einige Rechte zur Austragung von Ritualen werden jedoch zumindest teilweise entlang matrilinearer Verwandtschaftsbeziehungen übertragen 2. Klassischerweise heiraten die Canela innerhalb der eigenen Gesellschaft (endogam) aber außerhalb des eigenen und eng verwandter Langhäuser (Langhausexogamie). Nach der Hochzeit zieht ein Mann stets in das Langhaus seiner Frau (Uxorilokalität). Gemeinsam errichten Frau und Mann ein neues Haus innerhalb des Langhaus der Frau. Frauen die im Haus des Vaters, des Großvaters mütterlicherseits oder des Großvaters väterlicherseits leben sind nicht heiratbar und fallen unter das Inzesttabu.
Das Verwandtschaftssystems der Canela ist terminologisch ein Crow-System, d.h. die Vaterschwester (FZ) wird mit der selben Verwandtschaftskategorie wie die Vatermutter (FM), die Vaterschwestertochter (FZD) und die Muttermutter (MM) und Mutterschwestertochter (MZD) bezeichnet. Ebenso fallen der Mutterbruder (MB) Muttervater (MF) in die selbe Verwandtschaftskategorie.
Die Frauen innerhalb einer Generation in einem Langhaus nennen sich idealerweise gegenseitig ‘Schwester’. Somit werden die Mütter der ‘Schwestern’ ebenfalls als ‘Mutter’ und die Kinder der ‘Schwester’ ebenfalls als ‘Kinder’ bezeichnet.
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