Die Gesellschaft der Canela durchzieht durchweg ein dialektischer Charakter. Dies wird zum Einen im komplexen Weltkonzept des Amji Kin/Amji Krit deutlich, zum Anderen aber auch in der politischen Organisation. Hierbei wird das komplette Dorf in eine westliche und eine östliche Hälfte (Moiety) aufgeteilt. Diese Aufteilung ist wichtig für die Zuordnung der verschiedenen Altersklassen auf dem Dorfplatz. Männer im Alter von zehn, 30 und 50 Jahren werden in die westliche Moiety (Abbildung 2) eingeordnet, während Männer im Alter von 20, 40 und 60 Jahren der östlichen Moiety zugeordnet werden. Diese Moieties dienen auch zur Einteilung der Gruppen für Zeremonien und Rituale bei denen sie gegeneinander antreten.
Alle 20 Jahre wird aus diesen Moieties der Ältestenrat neu gebildet. Dieser tagt zweimal täglich in der Mitte des Dorfplatzes. Er setzt sich zur Hälfte aus über 50jährigen der östlichen Moiety und annähernd 50-jährigen der westlichen Moiety zusammen. Die östliche Moiety übernimmt hierbei die beratende Funktion.
C-C, 103.6 [Dieckert, Sep 1988]
C-C, 103.10 [Dieckert, Sep 1988]
Zu den Aufgaben des Ältestenrates gehören die Bestimmung sowie die Unterstützung des Häuptlings bei verschiedenen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entscheidungen. Er kann aber auch als oppositionelle Kraft dem Häuptling entgegenwirken. Des Weiteren wird durch den Ältestenrat der Festzyklus organisiert und geleitet. Kleinere Zeremonien und Rituale wie beispielsweise der Klotzlauf werden durch die Moieties geplant.
Die politische Organisation und die Zusammenstellung der Moieties ist hauptsächlich Aufgabe der männlichen Mitglieder des Dorfes. Der in der Mitte des Dorfplatzes tagende Ältestenrat ist somit nur von Männern besetzt. Um Interessen der Dorfgemeinschaft zu vertreten, fällt es auch unter den Aufgabenbereich der Männer, mit BrasilianerInnen außerhalb des Dorfes in Kontakt zu treten und sich um den Handel und den Erwerb von Ressourcen zu kümmern.
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