Sexualität

Das für Außenstehende als recht offenherzig wirkende Sexualverhalten der Canela hat sich durch die Einflüsse der brasilianischen Gesellschaft und vor allem durch Missionare gewandelt.
Wenn Canela-Frauen schwanger wurden, wählten sie bis zu zwölf zusätzliche geeignete Männer mit denen sie außerehelich verkehrten. Dabei achteten sie auf besonders vorteilhafte Eigenschaften und Fähigkeiten ihrer Partner, da der allgemeine Glaube herrschte, das jeder Erwählte diese Eigenschaften an das ungeborene Kind weitergebe. Diese Konzeption multipler Vaterschaft 1
America. kam vor allem der Erziehung des Kindes zu gute, da sich jeder der potentiellen Väter verantwortlich sah, die Mutter bei der Erziehung und Versorgung zu unterstützten.
Als im Jahr 1968 das protestantische Ehepaar Popjes in das Canela-Dorf einzog, predigten diese insbesondere gegen die sexuelle Offenheit. Sie verbreiteten die Idee der ehelichen Treue und das Gefühl von Eifersucht auf vermeidliche Nebenbuhler. Auf diese Weise glich sich das Sexualverhalten der Canela mit der Zeit an das westlich-christliche an 2.

  1. Beckerman, S. and P. Valentine, 2002. Introduction. The concept of partible paternity among Native South Americans. In Beckerman, S. and P. Valentine (eds), 2002. Cultures of Multiple Fathers. The theory and practice of partible paternity in Lowland South
  2. vgl. Nuber, Ursula (2006): „Die Untreue der Frauen – ein Schachzug der Natur?“, in: Psychologie Heute compact – Liebesleben 15: S. 39.