Rituelle Einbettung des Klotzlaufs

Um den Klotzlauf zu verstehen, sollte nicht nur der sportliche Wettbewerb gesehen werden, es muss vielmehr auch die rituelle Einbettung der Läufe betrachtet werden, um den Klotzlauf in seiner Ganzheitlichkeit zu erfassen.
Zum einen gibt es mehrstrophige Laufgesänge, die in acht unterschiedliche Arten zu unterteilen sind. Die Gesänge thematisieren Pflanzen und Tiere. Häufig genannt werden Säugetiere wie der Hirsch und Vogelarten wie Papageien und Falken. Schlangen und Insekten kommen selten vor, hingegen spielt die Palme, v.a. die Buriti-Palme, eine besondere Rolle 1.
Den Tieren wird zusätzlich eine eigene Kategorie in besonderen Tiergeschichten zugeschrieben, in denen meist zwei Spezies mit konträren Eigenschaften – wie Schnelligkeit und Langsamkeit – gegenübergestellt werden. Zu den Tierpaaren, die in den Geschichten in Klotzläufen gegeneinander antreten, gehören die Schildkröte, die gegen den Laufvogel ‘Sariema‘ und der Tapir, der gegen den Ameisenbär läuft 2.
In den Laufgeschichten wird der Klotzlauf in fünf Mythen anschaulich illustriert, die jeweils den gleichen Protagonisten ins Zentrum der Erzählung stellen. Drei dieser Geschichten vermitteln, wie ein Klotz für den Klotzlauf aus dem Stamm eines Baumes geschlagen werden kann. Eine davon beginnt damit, dass „[d]er Baum ,Ma Jatô‘ [sich] wünscht [...], von einem Indianer gefällt und zu Klötzen gemacht zu werden, um bei Läufen als Klotz zu dienen.“ 3.

  1. vgl. Dieckert, Jürgen; Kowalski, Andreas F.; Mehringer, Jakob: Laufen fürs Leben. Ein Besuch bei den brasilianischen Canela-Indianer, 2003, S. 24
  2. vgl. Dieckert, Jürgen; Kowalski, Andreas F.; Mehringer, Jakob: Laufen fürs Leben. Ein Besuch bei den brasilianischen Canela-Indianer, 2003, S. 24f.
  3. vgl. Dieckert, Jürgen; Kowalski, Andreas F.; Mehringer, Jakob: Laufen fürs Leben. Ein Besuch bei den brasilianischen Canela-Indianer, 2003, S. 25