Initiation der Jungen

Während eines Zeitraums von 10 Jahren durchlaufen die Jungen 4 bis 5 Initiationsfeste. Diejenigen, die gemeinsam initiiert werden, bilden eine Altersgruppe, welche ein Leben lang hält. Die vier jüngsten Altersgruppen haben ihre eigene Stelle auf dem Dorfplatz, zwei von ihnen auf der östlichen und zwei auf der westlichen Seite. Beim Eintreten einer neuen Altersgruppe rotiert diese Zuordnung 1.
Wenn die Jungen in ihre Altersgruppe eingeführt werden, sind sie in einem Alter von 1 bis 10 Jahren. Die Ratsversammlung bestimmt, wann die Jungen ihr erstes Initiationsfest feiern. Der Initiationszyklus beginnt mit dem ersten Khêêtúwayê-Fest und endet mit dem zweiten Pepyê-Fest. Während beider Feste müssen die Jungen drei Monate in Abgeschiedenheit leben, danach gibt es eine mehrtägige Zeremonie 2.
Diese Isolation soll den Jungen Stärke verleihen, sie sollen über ihre zukünftige Entwicklung nachdenken und hören in dieser Zeit einige traditionelle Geschichten von ihren Onkeln. In ihren Altersgruppen lernen die Jungen sich in die Gemeinschaft einzugliedern und entwickeln ein hohes Maß an Solidarität und Respekt gegenüber der Gruppe 3.
Neben den großen Initiationsfesten gibt es noch ein weiteres Ritual bei dem der Einzelne im Mittelpunkt steht. In einem Alter von 9 bis 11 Jahren werden den Jungen die Ohren durchstochen und sie bekommen eine Holzspule eingesetzt. Auch danach wird der Junge von der Gruppe isoliert und muss Essenseinschränkungen sowie sexuelle Enthaltsamkeit einhalten. Das Ohr symbolisiert Zuhören, Verstehen und Folgsamkeit. Heute wird dieses Ritual jedoch mehr und mehr vernachlässigt, da viele Canela außerhalb ihres Dorfes nicht sofort als Indios erkannt werden wollen 4.

„Initianten mit Kopfschmuck“ C-G, 77.4 [Sep 1990]

C-G, 77.4

C-C, 108.21

Mann mit Ohrpflöcken C-C, 108.21

  1. vgl. Nimuendajú, Curt: The Eastern Timbira. 1946, S. 90
  2. vgl. Nimuendajú, Curt: The Eastern Timbira. 1946, S. 170
  3. vgl. Crocker, William H: The Canela (Eastern Timbira). I. An Ethnographic Introduction, 1990, S. 111
  4. vgl. Crocker, William H: The Canela (Eastern Timbira). I. An Ethnographic Introduction, 1990, S. 110