Der Reifegürtel

Herkunft: 1990, Timbira, Brasilien
Inventarnummer: M745
Bezeichnung: Aufgewickelte Schnur aus Palmenfasern
Länge : 41cm

Den Reifegürtel erhalten die initiierten Mädchen als Symbol für das Erwachsenwerden. Er wird um die Hüfte getragen und oft mit roter Farbe bemalt. Um den Reifegürtel zu bekommen, müssen sie als Ehrenmädchen von einer Altersgruppe oder einer Moiety ausgewählt werden. Dies geschieht in den zwei großen Festzeiten. In jeder Festzeit werden zwei Ehrenmädchen ausgewählt, eines für die Moieties, deren Platz auf der westlichen Seite des Dorfkreises ist und eines für die auf der östlichen Seite. Die Mädchen werden in einer Ratsversammlung  nach bestimmten Kriterien, vor allem nach dem Vater und dem Standpunkt ihres Hauses im Dorf, ausgewählt. Meist sind sie in einem Alter von 6 bis 14 Jahren. Zu den Aufgaben eines Ehrenmädchens gehört es, die Moiety immer zu begleiten, für sie zu kochen, Wasser zu holen und sie für Rituale zu bemalen.  Wenn in der Wè tè-Zeit Klotzäufe stattfinden, treffen sich die Altersgruppen zur Vorbereitung im Haus ‘ihrer‘ Ehrenmädchen.  Eine junge Frau die nicht von einer Gruppe ausgewählt wurde oder schwanger ist, kann ihren Reifegürtel  bei dem letzten Fest in der Wè tè –Festzeit während einem Ritual erlangen. Die Ehrenmädchen bleiben so lange in ihrem Amt, bis zwei neue ausgewählt werden.
Das zeremonielle Ansehen der Ehrenmädchen hängt von dem Status der Gruppe ab, von der sie auswählt wurden. Noch Jahre später wird man sich im Dorf daran erinnern, welches Mädchen von welcher Gruppe zum Ehrenmädchen ernannt wurde. Nach dem Erhalt ihres Gürtels wird das Mädchen als junge Frau bezeichnet.

vgl. Crocker, William H: The Canela (Eastern Timbira), I. An Ethnographic Introduction. 1990, S. 105-107.

  • Canela M745